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#7 What goes around comes around

Der Kreislaufwirtschaft - Newsletter von der KEK

Liebe Leserinnen und Leser,

willkommen zu einer neuen Ausgabe unseres Kreislaufwirtschaft-Newsletters What goes around comes around! Für diese Ausgabe haben wir Antworten auf die Frage Wie kann Kreislaufwirtschaft im Mobilitätssektor umgesetzt werden? gesucht und auch Einige gefunden. Aber lesen Sie selbst.

Im Entwurf der Nationalen Kreislaufwirtschaftstrategie - deren Beschluss noch in diesem Jahr angestrebt wird - ist als Ziel definiert, dass sich die "Kreislaufwirtschaft für Fahrzeuge und Batterien konsequent an den R-Strategien ausrichtet. Der Bedarf an Primärrohstoffen wird durch neue Nutzungsformen und Geschäftsmodelle sowie durch ressourceneffizient gestaltete Fahrzeuge verringert. Durch eine lange Fahrzeugnutzung werden Rohstoffe möglichst lange im Wirtschaftssystem gehalten." Bis zum Jahr 2045 soll Sharing-as- a-Service massiv an Bedeutung gewinnen, Produktdesign eine verlängerte Lebensdauer von Fahrzeugen und Batterien sowie deren einzelnen Komponenten ermöglichen und Recyclingquoten und -qualitäten hoch sein. 

Übersetzt auf die R-Strategien der Kreislaufwirtschaft sieht das für den Mobilitätssektor folgendermaßen aus.

Bild: VCÖ – Mobilität mit Zukunft

Aber welche konkreten Geschäftsmodelle und Lösungsansätze gibt es im Mobilitätssektor, um oben genanntes Ziel zu erreichen?

Die Umsetzung der Kreislaufwirtschaft im Mobilitätssektor umfasst mehrere Schlüsselstrategien, die darauf abzielen, Abfälle zu reduzieren, den Lebenszyklus von Produkten zu verlängern und die Wiederverwendung und das Recycling von Materialien zu fördern. Hier sind ein paar wirksame Ansätze:

  • Mobility-as-a-Service (MaaS): Dieses Modell integriert verschiedene Formen von Verkehrsdienstleistungen in einen einzigen On-Demand-Service.
  • Product-as-a-Service (PaaS): Bei diesem Modell ist der Verbraucher nicht Eigentümer des Produkts, sondern er zahlt für das Produkt und die im Paket enthaltenen Dienste. Das System selbst wird über ein abonnementbasiertes Geschäftsmodell getragen. 
  • Fahrzeugdesign und -herstellung: Es ist von entscheidender Bedeutung, Fahrzeuge so zu konstruieren, dass sie haltbarer, leichter zu reparieren und recycelbar sind. Dazu gehört die Verwendung von Materialien, die am Ende der Lebensdauer des Fahrzeugs recycelt oder wiederverwendet werden können.
  • Erweiterte Herstellerverantwortung (EPR-Extended Producer Responsibility): Hersteller können Anreize erhalten oder verpflichtet werden, die Verantwortung für den gesamten Lebenszyklus ihrer Produkte zu übernehmen, einschließlich der Entsorgung am Ende der Lebensdauer.  Dies fördert die Entwicklung von Produkten, die sich leichter demontieren und recyceln lassen.
  • Rückführungslogistik: Die Einführung von Systemen zur Rücknahme gebrauchter Produkte und Materialien zum Recycling oder zur Wiederaufbereitung kann dazu beitragen, den Kreislauf zu schließen.
  • Digitale Lösungen: Der Einsatz digitaler Plattformen zur Optimierung von Logistik und Transport kann Leerfahrten reduzieren und die Effizienz verbessern.
  • Politik und Regulierung: Regierungen können den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft unterstützen, indem sie politische Maßnahmen zur Förderung nachhaltiger Praktiken ergreifen, z.B. Anreize für die Verwendung recycelter Materialien, strengere Emissionsnormen und die Unterstützung von Forschung und Entwicklung im Bereich nachhaltiger Technologien.

Ziel ist, von den bisherigen linearen Produktionsketten mit Rohstofferzeugung, Produktion, Einsatz und Entsorgung zu einer Kreislaufwirtschaft zu kommen, in der weniger Rohstoffe und Energie benötigt werden und Abfall zum Rohstoff wird.

Schon gewusst?

Das ReTraNetz-BB ist das regionale Transformationsnetzwerk für die Fahrzeug- und Zulieferindustrie in Berlin und Brandenburg, gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK).
Ziel des Netzwerks ist es, Unternehmen in der Region bei der Transformation hin zu nachhaltigen, zirkulären und auch neuen Geschäftsmodellen zu unterstützen und die Effizienz bei Produktionsprozessen zu fördern. Dabei stehen Themen wie Digitalisierung, Elektromobilität und Kreislaufwirtschaft sowie Mitbestimmung und Qualifizierung der Mitarbeiter im Fokus.
Ein zentrales Element des Netzwerks ist das neu eröffnete Reallabor am Fraunhofer IPK, das praxisorientierte Innovationsräume bietet und den Wissensaustausch zwischen Wirtschaft und Wissenschaft fördert. Im Rahmen des Projekts wurden verschiedene Studien erstellt, u.a. eine zum Thema „Neue Wertschöpfungspotentiale in der Kreislaufwirtschaft von Komponenten in E-Fahrzeugen“.
Link zur Studie


Ihr Kontakt bei ReTraNetz-BB


Maren Petry
Netzwerkmanagerin ReTraNetz-BB
maren.petry@berlin-partner.de

Tel +49 3046302-248
www.retranetz-bb.de


Wir haben uns die Geschäftsmodelle Mobility -as-a-service (MaaS) und Product-as-a-service (PaaS) genauer angeschaut und dafür dem Co-Founder von MILES Mobility, Florian Haus und dem Gründer der DANCE GmbH Christian Springup ein paar Fragen gestellt.

Florian Haus

Co-Founder und verantwortlich für Städte und Regulierungen bei MILES Mobility GmbH

Copyrigth: Niklas Vogt

Eine Idee hinter Shared Economy- Angeboten ist ja, dass Bürger und Bürgerinnen eventuell ihr eigenes Auto verkaufen bzw. auf die Anschaffung verzichten. Gibt es Zahlen, ob das tatsächlich passiert?

Tatsächlich sehen wir in einigen Städten wie Berlin, dass die Zahl der zugelassenen Autos pro 1.000 Einwohner:innen seit zwei Jahren sinkt. Im Jahr 2023 lag diese Zahl in Berlin bei 278 Autos, während sie in Deutschland insgesamt bei 583 Autos pro 1.000 Einwohnern liegt** (laut rbb24). Diese nachgewiesenen Entwicklungen erwarten wir für weitere Städte. 

Um mehr darüber zu erfahren, wie sich das Carsharing-Modell auf das Auto-Kaufverhalten auswirkt, haben wir im Mai 2023 selbst eine Umfrage unter 7.400 MILES-Nutzer:innen durchgeführt. Dabei haben wir gefragt, ob sie sich ein eigenes Auto kaufen würden, wenn es stationsunabhängiges Carsharing nicht mehr gäbe. 58 Prozent der Befragten gaben an, dass sie sehr wahrscheinlich oder wahrscheinlich ein Auto kaufen würden, wenn es kein stationsunabhängiges Carsharing mehr gäbe. Interessanterweise besitzen 71,3 Prozent der befragten MILES-Nutzer:innen aktuell kein eigenes Auto, aber 58 Prozent von ihnen hatten in der Vergangenheit bereits ein Auto. Diese Zahlen zeigen, dass Carsharing eine wichtige Rolle dabei spielt, den Bedarf an einem eigenen Auto zu reduzieren.

Das deckt sich mit vielen Studien, die in der Vergangenheit veröffentlicht wurden. Nahezu alle dieser Studien belegen die entlastenden Effekte durch das stationsunabhängige Carsharing. Die Studienlage wird für uns aber auch weiterhin ein zentrales Thema sein. Wir planen selbst eine größere Studie aufzusetzen. 

Wie begegnen Sie Vorbehalten von z.B. Berliner Autobesitzer:innen, die nicht auf ihr Auto verzichten möchten oder können und sich leicht erreichbaren Parkraum in der Nähe ihrer Wohnung wünschen und dafür sogar bezahlen? Nehmen Miles-Autos Parkraum weg?

Wir verstehen die Bedenken vieler Autobesitzer:innen, die Sorge haben, dass Carsharing den ohnehin knappen Parkraum zusätzlich belastet. Doch tatsächlich entlasten Carsharing und ihre Nutzer:innen langfristig den Verkehr – sowohl den fließenden als auch ruhenden. Denn das Angebot bildet einen wichtigen Baustein in der Mobilität der Menschen, die kein Auto besitzen, die ihr Auto abschaffen wollen oder die sich ein Auto anschaffen wollen.
Hinzu kommt, dass unsere Fahrzeuge im Schnitt mehrere Stunden am Tag unterwegs sind. Sie gehen also sehr effektiv mit dem öffentlichen Raum um, während ein privater PKW häufig nur von einer Person rund 45 Minuten am Tag genutzt wird und in der Zwischenzeit rumsteht. 
Im Übrigen zahlen Carsharing-Fahrzeuge ebenfalls Parkgebühren, diese übernehmen die Anbieter und übersteigen die Anwohnerparkgebühren deutlich. 

Zum vollständigen Interview


Christian Springub

Gründer Dance GmbH

Copyrigth: DANCE

Was sind die Hauptargumente Ihrer Kund:innen? Was spricht für Product-as-a-Service vs. Produktkauf?

Normalerweise, jedenfalls ist es so in der linearen Wirtschaft, werden Produkte für den Moment des Verkaufs gebaut, also für den sogenannten Point of Sales, POS. Dann gewährt das Unternehmen noch die gesetzlich vorgeschriebene Garantiezeit, aber Wartung- und Verschleißprobleme und schließlich auch Reparatur, Ersatz und auch Entsorgung liegen auf Kundenseite. Das Dance-Abo-Modell bietet Kund:innen eine flexible Mobilitätslösung ohne hohe Einstiegskosten und umfasst zugleich einen umfassenden Wartungs- und Reparaturservice, der jede Sorge um die Instandhaltung nimmt und den Nutzungskomfort erheblich steigert. Durch die nachhaltige Ausrichtung, bei der Fahrzeuge langfristig genutzt und gepflegt werden, spricht das Modell besonders die umweltbewusste Stadtbevölkerung an, die Flexibilität und unkomplizierte Mobilität schätzt. Mit einfachen Kündigungsoptionen passt das Dance-Abo ideal zur urbanen Lebensweise und stellt eine moderne Alternative zum klassischen Kauf dar.

 

Wenn ich ein Produkt vermiete, anstatt es zu verkaufen, habe ich als Unternehmen ein wirtschaftliches Interesse daran, es möglichst langlebig und reparierbar zu gestalten. Inwieweit wird Circular Design bei der Herstellung der Dance Bikes und Mopeds berücksichtigt?

Unser Konstruktions- und Designansatz wird maßgeblich durch das Geschäftsmodell geprägt: Dance bleibt Eigentümer der Flotte, Dance kommt für Reparatur und Wartung auf, Dance übernimmt das Recycling und Entsorgung aller Bauteile am Lebensende der Produkte. Das bedeutet, wir als Unternehmen haben ein ganz besonderes Interesse daran, dass unsere Produkte und verwendeten Zukaufteile so lange wie möglich halten und so störungsfrei wie möglich im Gebrauch sind. Alles andere kostet uns unmittelbar Geld wie auch Kundenzufriedenheit und letztendlich laufende Abonnements.

Circular Design spielt bei der Herstellung der Dance-Bikes und -Mopeds eine zentrale Rolle, da das Abo-Modell eine langfristige Nutzung und Wiederverwendung der Fahrzeuge voraussetzt. Durch langlebige Materialien und eine modulare Bauweise werden die E-Bikes und E-Mopeds so konzipiert, dass sie möglichst robust und leicht reparierbar sind. Dies bedeutet, dass einzelne Komponenten problemlos ausgetauscht oder gewartet werden können, wodurch die Lebensdauer der Fahrzeuge erheblich verlängert wird. Ist z.B. der Fahrradrahmen bei einem Unfall zerbrochen, entnehmen wir alle weiterhin verwendbaren Teile und integrieren sie weiterhin in der Flotte. Ein Neukunde wird mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit kein Dance Bike ohne bereits gebrauchte Elemente erhalten. So fördert Dance eine Kreislaufwirtschaft, indem gebrauchte oder defekte Teile nicht einfach entsorgt, sondern instandgesetzt und wiederverwendet werden. Durch dieses Designprinzip wird nicht nur die Ressourceneffizienz gesteigert, sondern auch der ökologische Fußabdruck reduziert – ein Ansatz, der in einem Abo-Modell besonders wirtschaftlich sinnvoll ist, da die langfristige Nutzung und Qualitätssicherung der Fahrzeuge direkt mit dem Geschäftsmodell verbunden sind. Auch stehen wir in engem Austausch mit unseren Zulieferern, welche durch unser Feedback ihre Qualität hin zu Langlebigkeit und Reparierbarkeit steigern.

Zum vollständigen Interview

Unsere Empfehlungen zum Thema

Online-Veranstaltung: Digitale Informations- und Austauschveranstaltung der KEK - Ressourcenschonung und Kreislaufwirtschaft als Game Changer: Kosten senken, Risiken reduzieren, Zukunft sichern.In Zeiten steigender Rohstoffpreise, wachsender Umweltauflagen und Unsicherheiten in globalen Lieferketten suchen Unternehmen nach innovativen Lösungen. Unsere Online-Veranstaltung zeigt Ihnen, wie Sie durch ressourcenschonendes Wirtschaften und ein zirkulär gestaltetes Geschäftsmodell nicht nur Kosten senken und Risiken minimieren, sondern auch Ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern können. Anmeldung

On-site Veranstaltung: Wie können zirkuläre Zusatzangebote im Unternehmen organisiert werden? Dieser Frage stellt sich die Veranstaltung "Wertschöpfungspotenziale langlebiger Produkte der Circular Economy" am 4. Dezember in Adlershof. Gewinnen Sie Einblicke in die Vorgehensweise von tonies, Tchibo, Lendis und System 180 und tauschen Sie sich mit Expert:innenn und Vertreter:innen anderer Industrieunternehmen aus. Anmeldung

Podcast: Ein Podcast zur Berlin Design Innovation Challenge 2024. Design ist mehr als ästhetische Gestaltung: Design ist wesentlicher Treiber sektorenübergreifender Innovationsprozesse. Design und Usability sind dynamische Wachstums- und Innovationsfelder innerhalb der Berliner Wirtschaft. Reinhören

Lesestoff: Lesen Sie auch unser Interview mit Janine Mügge, stellv. Abteilungsleiterin am Fraunhofer Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik IPK, die uns - im Rahmen des Förderprogramms DigiRess - Einblicke in das Forschungsprojekt Digma-DT gibt, welches sich mit Zirkularität in der Fahrzeugverwertung befasst.

Shopping: Für alle Fans des zirkulären Geschäftsmodels "Second Hand" ist der regelmäßig stattfindende Berliner Fahrradmarkt für gebrauchte Räder auf jeden Fall was:  Berliner Fahrradmarkt - Second Hand Räder kaufen & verkaufen in Berlin Ganz besonders ist dort die kostenlose und unabhängige Beratung.

App: Die Mobilitäts-App für Berlins Öffentliche und Sharing-Angebote. Einfach anmelden und Bus, Bahn, Rad, Roller, Auto und Taxi nutzen! BVG mit der Jelbi App Jelbi – Berlins Öffentliche und Sharing-Angebote in einer App.


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Dieser Newsletter wird von der Koordinierungsstelle für Kreislaufwirtschaft, Energieeffizienz und Klimaschutz im Betrieb (KEK) durch Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie herausgegeben.


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