Copyrigth: Niklas Vogt
Eine Idee hinter Shared Economy- Angeboten ist ja, dass Bürger und Bürgerinnen eventuell ihr eigenes Auto verkaufen bzw. auf die Anschaffung verzichten. Gibt es Zahlen, ob das tatsächlich passiert?
Tatsächlich sehen wir in einigen Städten wie Berlin, dass die Zahl der zugelassenen Autos pro 1.000 Einwohner:innen seit zwei Jahren sinkt. Im Jahr 2023 lag diese Zahl in Berlin bei 278 Autos, während sie in Deutschland insgesamt bei 583 Autos pro 1.000 Einwohnern liegt** (laut rbb24). Diese nachgewiesenen Entwicklungen erwarten wir für weitere Städte.
Um mehr darüber zu erfahren, wie sich das Carsharing-Modell auf das Auto-Kaufverhalten auswirkt, haben wir im Mai 2023 selbst eine Umfrage unter 7.400 MILES-Nutzer:innen durchgeführt. Dabei haben wir gefragt, ob sie sich ein eigenes Auto kaufen würden, wenn es stationsunabhängiges Carsharing nicht mehr gäbe. 58 Prozent der Befragten gaben an, dass sie sehr wahrscheinlich oder wahrscheinlich ein Auto kaufen würden, wenn es kein stationsunabhängiges Carsharing mehr gäbe. Interessanterweise besitzen 71,3 Prozent der befragten MILES-Nutzer:innen aktuell kein eigenes Auto, aber 58 Prozent von ihnen hatten in der Vergangenheit bereits ein Auto. Diese Zahlen zeigen, dass Carsharing eine wichtige Rolle dabei spielt, den Bedarf an einem eigenen Auto zu reduzieren.
Das deckt sich mit vielen Studien, die in der Vergangenheit veröffentlicht wurden. Nahezu alle dieser Studien belegen die entlastenden Effekte durch das stationsunabhängige Carsharing. Die Studienlage wird für uns aber auch weiterhin ein zentrales Thema sein. Wir planen selbst eine größere Studie aufzusetzen.
Wie begegnen Sie Vorbehalten von z.B. Berliner Autobesitzer:innen, die nicht auf ihr Auto verzichten möchten oder können und sich leicht erreichbaren Parkraum in der Nähe ihrer Wohnung wünschen und dafür sogar bezahlen? Nehmen Miles-Autos Parkraum weg?
Wir verstehen die Bedenken vieler Autobesitzer:innen, die Sorge haben, dass Carsharing den ohnehin knappen Parkraum zusätzlich belastet. Doch tatsächlich entlasten Carsharing und ihre Nutzer:innen langfristig den Verkehr – sowohl den fließenden als auch ruhenden. Denn das Angebot bildet einen wichtigen Baustein in der Mobilität der Menschen, die kein Auto besitzen, die ihr Auto abschaffen wollen oder die sich ein Auto anschaffen wollen. Hinzu kommt, dass unsere Fahrzeuge im Schnitt mehrere Stunden am Tag unterwegs sind. Sie gehen also sehr effektiv mit dem öffentlichen Raum um, während ein privater PKW häufig nur von einer Person rund 45 Minuten am Tag genutzt wird und in der Zwischenzeit rumsteht. Im Übrigen zahlen Carsharing-Fahrzeuge ebenfalls Parkgebühren, diese übernehmen die Anbieter und übersteigen die Anwohnerparkgebühren deutlich.
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