In jeder Ausgabe unseres Newsletters beleuchten wir das Thema Kreislaufwirtschaft aus einer anderen Perspektive. Würdest du sagen, dass die Kreislaufwirtschaft in der Textilindustrie anders funktioniert? Und wenn ja, kannst du erklären, warum?
Das Konzept der Kreislaufwirtschaft hat leider bisher noch nicht die erwünschte Bekanntheit erhalten und das trotz der Regulierungen, die seitens der EU und anderer internationaler Behörden in immer mehr Industrien zur Pflicht wird. Die Textilbranche ist bisher auch überwiegend von diesen Veränderungen nicht betroffen gewesen, doch das wird sich mit der kommenden EPR-Regulierung (Erweiterte Herstellerverantwortung) für die Textilindustrie ändern, was dann erwartungsgemäß die Kreislaufwirtschaft in dieser Industrie viel stärker integrieren wird.
… Wohin mit meinen löchrigen, alten Socken? … Würdest du sagen, das Thema textiler Abfall ist ausreichend infrastrukturell erschlossen? Sowohl auf Endverbraucherseite als auch Unternehmensseite.
Das Thema textiler Abfall ist überhaupt noch nicht erschlossen worden. Wir wissen, dass nach wie vor die überwiegende Zahl an Altkleidung, also über 80% nicht wieder verwertet, sondern deponiert, verbrannt oder ins ferne Ausland verschickt wird. Dadurch, dass die Qualität unserer Kleidung in der Massenproduktion immer mehr abnimmt, wächst auch die Anzahl nicht wieder verwendbarer Textilien. Das hat zweifellos einen großen Einfluss auf unsere Umwelt, mit einer steigenden Tendenz. Solange keine neuen Technologien für die Lösung dieses Problems eingesetzt werden, wird das Phänomen Alttextil nur anwachsen.
Wünscht ihr euch eine Textiltonne? Warum gibt es die eigentlich nicht?
Damit die Textilkreislaufwirtschaft gut funktioniert sollte die Sammlung des Alttextils tatsächlich so früh wie möglich anfangen. Dabei wird sich hoffentlich in den nächsten Jahren auch auf der Ebene von smarten Textilmülltonnen etwas ergeben, denn je mehr Informationen über den Inhalt der Tonne erhalten werden können, umso besser könnte man das Textil weiterverwenden bzw. verarbeiten. Insgesamt besteht im Moment sehr viel Bedarf an FuE-Projekten zu diesem Thema und insgesamt auch am Entwickeln und Anwenden verschiedener Ansätze, die am Ende eine sorgfältige und sinnvolle Sammlung von Textil erlauben. Da sollten dann auch alle Interessensgruppen mit teilnehmen – sowohl die Sammler wie auch die Einzelhändler, Marken etc.
Wie erschließt ihr euch eure Marktposition?
Wir sind momentan sehr auf die Phase „Market Creation“ fokussiert. Das bedeutet, dass wir uns verstärkt um den Kundendialog und entsprechende Kundenakquise kümmern. Unser Konzept richtet sich im Moment auf die Frage, wie wir mit unseren Materialien Neuware ersetzen und zu attraktiven Preisen verkaufen können. Das ist sehr wichtig, damit wir verschiedene Kunden von unserem Konzept und dessen Vorteilen überzeugen können. Im nächsten Schritt, wenn wir bereit sein werden unser gesamtes SMART-UP System zu vertreiben, werden wir dann schon einen robusten Kundenstamm mit uns bringen und uns und unseren Partnern eine gesunde Wirtschaftlichkeit mitgeben.
Wer sollte bei euch am liebsten anklopfen?
Es wäre ganz nett, wenn wir mit Jeff Bezos die Situation mal ehrlich besprechen und dann eine Partnerschaft ausmachen können, um in diesem Rahmen ein grünes Konzept für Amazon im Textilbereich festzulegen.
Textilgemische der letzten Jahrzehnte haben zu ungelösten Müllbergen in der ganzen Welt geführt. Eure Innovation gibt textilem Müll ein neues Leben als Duft, Verpackung oder Fabrikat. Wird damit die Herstellung von vermischten Fabrikaten legitimiert?
Unsere Lösung funktioniert auch bei Monomaterialien, die wir dann zu neuen Rohstoffen verarbeiten. In diesem Sinne wird die Technologie immer angebracht und relevant sein. Bis dahin helfen wir jedoch die Mehrheit des Textilabfalls von den Deponien umzuleiten und daraus wertvolle neue Materialien herzustellen. Es ist auch wichtig zu bedenken, dass es wohl noch einige Jahre dauern wird, bis Textilien aus völlig kompostierbaren, nachhaltigen Monomaterialien produziert werden. Wir bieten eine Lösung, die schon in der gegenwärtigen Situation aktuell ist.
Das Interview finden Sie auch auf unserer Webseite, neben vielen Weiteren.
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